Dezember 2012 / Januar 2013
Johannes Peter Hölzinger erfreut sich positiver Resonanz auf seine Werke.
Zuspruch erfuhr er anlässlich seiner Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt auch von der Präsidentin der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, Frau Dipl.-Ing. Barbara Ettinger-Brinckmann. Sie bestärkte ihn in seiner Überlegung, sein ehemaliges Wohn- und Atelierhaus in der Gustav-Kayser-Straße in Bad Nauheim zu einem Forschungs- und Ausstellungshaus für Künstler und Architekten umwidmen.
Im April 2013 dann leider das "Aus" für die inspirierte Idee:
Herr Hölzinger hat sein Haus verkauft. Schade.
Exkursion mit Johannes Peter Hölzinger und Yorck Förster in Bad Nauheim, 11.01.2013
Fotos: Beatrix van Ooyen
Das Wohnhaus von Hölzinger in Bad Nauheim,
Foto: Norbert Miguletz
Artikel von: Jan Friedrich, Berlin
Wenn man das große Wort Lebenswerk bemühen möchte, dann für das beeindruckende Material, das sich zurzeit im Erdgeschoss des DAM ausbreitet: 50 Jahre im Schaffen eines Architekten, dem es – das zeigt hier jede Bleistiftskizze, jedes Pappmodell und jedes Foto – offensichtlich gelungen ist, niemals die Hoheit über sein Tun aus der Hand zu geben.
Die Rede ist von Johannes Peter Hölzinger, Architekt aus dem hessischen Bad Nauheim, 1936 ebendort geboren, 1954–57 Student an der Frankfurter Städelschule, 1963/64 Stipendiat der Villa Massimo
in Rom, seit 1957 mit eigenem Büro in seiner Heimatstadt. Im letzten Jahr hat er dem Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt sein Archiv übereignet; Kurator Yorck Förster hat alles gesichtet und
eine höchst sehenswerte Ausstellung zusammengestellt.
Hölzingers gebautes Werk ist gut zu überschauen. Es sei ihm wichtig gewesen, sagt er, sich seine Unabhängigkeit zu bewahren, Auftraggeber, mit denen man gar nicht habe zusammenkommen können, auch
einmal ziehen zu lassen. Darum hielt Hölzinger sein Büro stets so klein wie möglich: er selbst mit einem, manchmal zwei Mitarbeitern; den ZERO-Künstler Hermann Goepfert nicht zu vergessen, mit
dem er von 1965 bis zu Goepferts Tod 1982 die „Planungsgemeinschaft für neue Formen der Umwelt“ unterhielt. Nur auf diese Weise ist es wohl möglich, dass einer über Jahrzehnte hinweg ein so
konsistentes Œuvre schaffen, sich stets mit dem befassen kann, was ihn umtreibt.
Die Idee, bildende Kunst, Architektur und Landschaft zu vereinen, ist so eine Sache, die Hölzinger gemeinsam mit Goepfert etwa mit zahllosen Skulpturen im öffentlichen Raum in ganz Deutschland
verfolgen konnte; wirklich umfassend umsetzen ließ sie sich bei der Neugestaltung des Schlossgartens in Karlsruhe für die Bundesgartenschau 1967, mit Lichtgärten, Wassersteelen, Bodenreliefs und
einem See-Restaurant. Dessen Dach bestand aus „Lichtröhren“, in denen Spiegel pendelten, die über Löcher in den Röhren miteinander „kommunizierten“.
Zeitgenössische Fotos zeigen einen spektakulären Leuchthimmel, der, getragen von einem Mero-Raumfachwerk, über dem Wasser schwebt.
Das Prinzip, aus der Kombination sich wiederholender geometrischer Elemente – Winkel, Halbschale und Welle – fließenden Raum zu schaffen, ist eine andere Sache, der Hölzinger mit Akribie
nachgegangen ist. Die Möglichkeiten solch strukturellen Entwerfens vermittelt am schönsten vielleicht der „Setzkasten“ eines Fertigteil-Bausystems für Kindergärten. Man sieht regelrecht vor sich,
wie Architekt, Erzieherinnen, Eltern und Kindern vor diesem „Spielfeld“ sitzen und sich gemeinsam den Kopf darüber zerbrechen, welche Kombination der wellenförmigen Wandscheiben am besten
geeignet ist. Umgesetzt hat Hölzinger das System nur ein Mal, beim „Kindergarten Apfelwiese“ in Bad Nauheim (1971–74); auf ähnliche Weise wird aber auch der Raum beim Evangelischen
Gemeindezentrum Friedberg-West (1969–83) gebildet, das wie vier weitere Bauten Hölzingers inzwischen denkmalgeschützt ist (Bauwelt 20.08).
Und natürlich Hölzingers großer Selbstversuch: das eigene Wohnhaus in Bad Nauheim (1975–77). Es besteht ausschließlich aus gebäudehohen, halbschalen- und winkelförmigen Wänden, am Modell in der
Ausstellung bestens nachvollziehbar. Immer wieder überrascht es, Fotos vom Inneren des Gebäudes zu sehen, das sich nach außen eher verschlossen gibt: Die Räume wirken über die Maßen offen und
hell.
Keinesfalls sollte man versäumen, sich vom Architekten selbst durch die Ausstellung führen zu lassen; Hölzinger weiß zu jedem Strich in seinen Arbeiten etwas zu sagen, seien es die realisierten
Bauten, seien es die unzähligen, die Projekt blieben, wie die „Psycho-dynamische Straße“ (1968), die der Ausstellung den Titel gab, oder das Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt (1980), wo
Hölzinger erstmals mit „Erdschnitten“ und „Erdklappungen“ arbeitete, seinem dritten großen Thema. Zur Finissage am 13. Januar gibt es noch einmal Gelegenheit dazu.
Fotos: Beatrix van Ooyen
Die Initiativgruppe Sprudelhoftherme macht Investoren, Bürger und Stadtverwaltung auf die Qualitäten von Johannes Peter Hölzinger aufmerksam: